Streitgespräche

Über Rededominanzen und familiäre Hierarchien

Im Familienalltag passieren viele Auseinandersetzungen, und Streitigkeiten gehören ebenso zum Alltag wie die harmonischen Momente im Zusammenleben. Unabhängig von der Streitsache sollten Sie und Ihr Kind für Konfliktsituationen einen Rahmen setzen, in dem sich alle Parteien austauschen können, um das Problem so nachhaltig wie möglich lösen zu können. Streitgespräche sind häufig verbunden mit Wut und Unzufriedenheit, was bedeutet, dass sowohl Ihr Kind als auch Sie unfair reagieren und die jeweils andere Seite damit verletzen könnten.

Als weitaus ältere Person erwarten Sie Respekt von Ihren Kindern – diesen sollten Sie ebenso zurückgeben. Grundlegende Regeln wie das gegenseitige Ausreden lassen klingen simpel, zerstören aber Auseinandersetzungen, wenn sie nicht eingehalten werden. Auch funktioniert das Gespräch nur, wenn beide Seiten das Problem ernst nehmen und sich auf Augenhöhe begegnen. Über non-verbale Kommunikation, beispielsweise der Körperhaltung oder Gesichtsausdrücke, signalisieren Sie der anderen Person viele Zeichen, die teilweise verunsichern können.

Der Redeanteil bei Streitgesprächen verlagert sich häufig auf eine Seite, die dominiert und die andere Person unterbricht. Hier sollte darauf geachtet werden, dass eine Dialogsituation gegeben ist und alle zu Wort kommen sollten, die das möchten. Die Aussagen sollten auch keine verschiedenen Gewichtungen erhalten. Rededominanz, sprich der Vorrang von dem, was bestimmte Personen sagen, sollte ausgeglichen sein. Kommentare der anderen Person von vornherein abzutun oder gar zu ignorieren oder sich darüber lustig zu machen stellt ebenfalls ein Ungleichgewicht der Rededominanz dar. Menschen brauchen unterschiedlich lange Zeit, um alles auszudrücken, was sie mitteilen wollen. Halten Sie im Gespräch auch ab und zu inne, um zu reflektieren was genau Sie sagen wollen/ was Sie gesagt haben. Lassen Sie auch Ihrem Kind Zeit, die Gedanken zu formulieren und auszureden.

Die Familienstruktur hat für jedes Familienmitglied Zuordnungen und Verantwortungen. So setzen die Elternteile für Entscheidungen mehr Punkte durch aufgrund ihrer Autorität. Diese Autorität sollte nicht missbraucht werden. Hierarchische Familienkonstellationen sind keine starren Gebilde, die für alle Situationen zutreffen müssen. Drohen Sie Ihrem Kind weder mit physischer Gewalt noch mit böswilligen Konsequenzen oder Sanktionen, nur um Ihre Vorstellungen durchzusetzen. Durch Abschreckungen und gewaltvolle Lösungen, legen sich die Differenzen zwischen Ihnen und Ihrem Kind nicht. Hören Sie einander zu und erklären Sie Ihrem Kind, was Ihr Anliegen ist, nehmen Sie Ihr Kind aber genauso wahr, wie Sie es von ihm abverlangen.

Auseinandersetzungen mit Konflikten führen nach Prozessen des Redens und Aushandelns einer passenden Lösung auch dazu, dass beide Seiten aufeinander zugehen müssen und, wenn sich nicht auf einen Konsens geeinigt werden konnte, den bestmöglichsten Kompromiss zu finden. Emotional sind solche Situationen für alle Betroffenen eine große Herausforderung. Es darf sich Zeit genommen werden, über Gefühle zu sprechen und auch Schwächen und Bedenken zu zeigen. Feedback geben ist hierbei eine gute Methode, nach solchen Auseinandersetzungen noch einmal ins Gespräch zu kommen. Hierbei ist es wichtig, sachlich konkrete Punkte an der jeweiligen Person anzusprechen, die kritisiert oder gelobt werden; dies sollte möglichst konstruktiv ausgeübt werden.


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