Grenzen setzen

Kinder und Jugendliche testen sich selbst, die Eltern und ihre Mitmenschen gern aus. Das ist völlig normal und unverzichtbar, denn auf diese Weise lernen sie sich selbst und ihre direkte Lebenswelt besser kennen. Abhängig vom Alter treffen unterschiedliche Erwartungshaltungen aufeinander, die mit der Zeit wandelbar sind und an die Entwicklungsstufe des Kindes angepasst werden sollen.

Das Setzen von Grenzen ist schwierig, da hierarchische Beziehungen von Eltern und Kindern nicht durch gewaltvolle und unnachvollziehbare Regeln verfestigt werden sollen. Grenzen sollen eine schützende Funktion haben und nicht auf das Ersparen von Erfahrungen setzen, die Entwicklungs- und Entscheidungsprozesse der Kinder und Jugendlichen negativ beeinflussen. Grundsätzlich gilt: Als Elternteil sind Sie stets ein Vorbild für Ihr Kind. Das Verhalten, das Sie von Ihrem Kind fordern, sollten Sie beispielgebend mit Ihrem Auftreten unterstützen. Machen Sie sich bewusst, dass Sie nicht ausschließlich Ihrem Kind, sondern auch sich selber Grenzen setzen (sollten).

Bei Grenzüberschreitungen und in Streitsituationen ist physische Gewalt immer (!) eine schlechte Lösung. Konflikte und emotional geladene Gespräche hinterlassen manchmal Ärger und Wut, was in Ordnung ist; an dieser Stelle ist es wichtig dem Kind nicht abzusprechen, dass es sich ärgert. Handgreifliches Handeln ist unter keinen Umständen eine Option und darf auch nicht von Ihnen gerechtfertigt werden. An dieser Stelle wird eine Grenze für Sie als Elternteil gezogen, bei der Sie sich entschuldigen müssen, falls die Situation eskaliert ist. Reflektieren Sie Ihr Handeln und realisieren Sie, welche prägenden negativen Erfahrungen Sie Ihrem Kind mit physischer Gewalt vermitteln.

Wichtig ist, dass Grenzen konsequent, aber nicht starr sein sollten: Wenn das Kind älter wird, mehr Verantwortung für sich selbst übernehmen kann und neue Dinge (kennen)gelernt hat, müssen Regeln geändert und Grenzen nachjustiert werden. Das sollten Sie Ihrem Kind gegenüber aber kommunizieren – ansonsten wirkt es schnell so, als ob Regeln bei Ihnen willkürlich geändert oder aufgehoben werden.

Nehmen Sie sich Zeit, um Ihrem Kind zu erklären, warum bestimmte Dinge nicht erlaubt sind – das heißt zwar nicht, dass Ihr Kind seinen ursprünglichen Wunsch sofort abschreiben oder ein bestimmtes Verhalten gleich ablegen wird, aber auf Dauer kann diese Art der Kommunikation zu einem vertrauensvollen Umgang miteinander beitragen. Seien Sie ehrlich gegenüber sich selbst und ihrem Kind. Bei Entscheidungen, die Sie aus Ihrem eigenen Interesse nachverfolgen, sollten Sie auch Ihrem Kind sagen, dass es hierbei um Sie geht und Sie dies wünschen.